

1894–1905: Skandal Fakultätsbilder
Selten hat es in der österreichischen Geschichte der Kunst ein Vorhaben gegeben, das von Anfang an so vielen Widerständen ausgesetzt war. 1894 erteilt die Kunstkommission des Unterrichtsministeriums Gustav Klimt und Franz Matsch den Auftrag, die Deckengemälde im großen Festsaal der von Heinrich Ferstel (1828–1883) entworfenen Universität zu gestalten und bewilligt ein Budget von 60.000 Gulden (heute ca. 400.000 Euro). Klimt sollte die allegorischen Darstellungen der Fakultäten Medizin, Jurisprudenz und Philosophie sowie die Zwickelbilder ausführen, Matsch die Fakultät Theologie und das große Mittelbild Triumph des Lichtes.
Die Philosophie wird erstmals auf der 6. Secessionsausstellung 1900 präsentiert, 1901 zeigt Klimt Die Medizin
auf der 10. Ausstellung der Secession. Beide Präsentationen erregen Kritik und erzeugen Empörung aufgrund von Klimts Abkehr von den bis dahin üblichen historistisch-konservativen Maltraditionen. Klimt wird mehrmals zur Überarbeitung der Motive aufgefordert und mietet sich sogar ein zweites Atelier mit höheren Räumen für die besonderen Großformate in Wien 8, Florianigasse 54. Klimts Ausführung der Fakultätsbilder wird zum Politikum. 1905 verweigert er die Auslieferung der Bilder an das Unterrichtsministerium und stattet das bereits bezahlte Honorar von 30.000 Kronen (heute ca. 162.000 Euro) mit Unterstützung seines Mäzens August Lederer zurück. Es ist Klimts letzter Auftrag aus öffentlicher Hand.
Die Fakultätsbilder verstreuten sich daraufhin in den Besitz öffentlicher und privater Sammlungen. 1943 waren die Werke in der Klimt-Ausstellung im Ausstellungshaus Friedrichsstraße (ehemals Secession) zum letzten Mal zu sehen. Die drohenden Bombenangriffe auf Wien machten eine Verlagerung der Kunstwerke nach Schloß Immendorf in Niederösterreich notwendig. Gemeinsam mit vielen anderen Klimt-Gemälden verbrannten die Fakultätsbilder in den letzten Kriegstagen durch Feuerlegung deutscher Rückzugstruppen.
Bis auf ein Detail aus der Darstellung der Medizin sind bis dato keine Farbabbildungen der großformatigen Werke bekannt. Matschs Fakultätsbild Theologie ist heute noch erhalten. 2005 rekonstruierte das Leopold Museum auf Initiative von Peter Weinhäupl die ursprünglich geplante Hängung und ließ die 4,5 x 3 Meter großen Gemälde als schwarz-weiß Faksimiles an der Decke des Festsaales der Universität in 15 Meter Höhe anbringen.
Universität Wien
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