

1911: "Gesamtkunstwerk" Palais Stoclet
1905 wurde Gustav Klimt vom Brüsseler Industriellen Adolphe Stoclet und seiner Frau Suzanne beauftragt, für das Speisezimmer in ihrem Palais die Wandgestaltung zu entwickeln. Das gesamte Haus wurde 1905–1911 von Josef Hoffmann errichtet. Bis heute gilt es als das treffendste Beispiel der Idee des „Gesamtkunstwerks“, das die Künstler der 1903 gegründeten Wiener Werkstätte anstrebten und postulierten. Zahlreiche Wiener Künstler, darunter u. a. Carl Otto Czeschka, Ludwig Heinrich Jungnickel oder Richard Luksch, waren an der künstlerischen Ausstattung des Palais Stoclet beteiligt. Die Gesamtkosten für die Errichtung und fulminante Ausstattung des
Gebäudes blieben bis heute ein Geheimnis.
Gustav Klimt entwickelte für den Speisesaal einen Fries, der in kostbarsten Materialien in der Mosaikwerkstätte von Leopold Forstner ausgeführt wurde. Klimt schuf die ersten Entwürfe hierfür bereits 1905, änderte aber sein Konzept später um und zeichnete im Sommer 1908, während seiner alljährlichen Sommerfrische am Attersee und vermutlich mit Unterstützung seiner Lebensgefährtin Emilie Flöge, die Übertragungszeichnungen. Es kostete ihm oftmals sehr viel Mühe, sich für die Arbeit „aufzuraffen“.
Der ausgeführte Stocletfries besteht aus zwei fast spiegelgleichen Teilen und befindet sich an den Längswänden des rechteckigen Speisesaales. Das beherrschende Motiv auf beiden Seiten ist ein Lebensbaum, dessen goldene, volutenförmige Verästelungen die Fläche füllen. Blüten, Schmetterlinge und Vögel beleben zudem die Fläche. Der stehenden Einzelfigur auf der linken Wand mit dem Titel Die Erwartung entspricht auf der rechten Wand
ein sich umarmendes Liebespaar Die Erfüllung, das Klimt wenig später in seinem berühmten Gemälde Der Kuss wieder aufgreift. Die Darstellungen an der Längsseite werden an der Schmalseite durch das Motiv des Goldenen Ritters verbunden. Das Palais ist bis heute noch im Besitz der Familie Stoclet und seit 2009 Teil des UNESCO-Welterbes.